Das italienische Wort mezzo kennen wir vermutlich am besten vom Intermezzo, dem Zwischenakt in der Oper oder anderen künstlerischen Darbietungen. „Mezzo“ heißt zu Deutsch „zwischen“, das Mezzanine ist im ursprünglichen Wortsinn ein Zwischengeschoss in mehrstöckigen Gebäuden. Was das mit Finanzierungen zu tun hat? Zwar werden mit der Kapitalform Mezzanine Immobilien finanziert, aber das erklärt nicht die Wortherkunft. Vielmehr leitet sich die Bezeichnung davon ab, dass Mezzanine-Gelder eine Zwitterstellung zwischen Eigen- und Fremdkapital einnehmen.
Kapital ohne Stimmrecht
Mezzanine-Finanzierungen können vertraglich sehr unterschiedlich ausgestaltet sein. Allen Darlehensformen gemeinsam ist, dass der Darlehensgeber keinen Einfluss auf die Unternehmenssteuerung bekommt, also zum Beispiel bei einer Aktiengesellschaft kein Stimmrecht in einer Aktionärsversammlung hat. Üblich sind stille Beteiligungen, Genussscheine, Wandelanleihen und Optionsanleihen. Diese Finanzierungsformen sind dem Eigenkapital sehr ähnlich und werden deshalb auch als Equity Mezzanine (equity = Eigenkapital) bezeichnet. Möglich sind aber auch Nachrangdarlehen, Darlehen der beteiligten Gesellschafter oder Beteiligungsfinanzierungen nach § 488 BGB (patriarchische Darlehen). Hier überwiegt klar der Charakter als Fremdkapital, sie heißen deshalb in der Fachsprache Debit Mezzanine (debit = Soll, Lastschrift).
Mezzanine verbessern die Kreditwürdigkeit
Mezzanine-Finanzierungen haben an Bedeutung gewonnen, als die Banken – gezwungenermaßen durch das Abkommen Basel II aus dem Jahr 2004 und auch aus eigenem Interesse unter dem Eindruck der Finanzkrise ab 2008 – deutlich vorsichtiger in der Kreditvergabe wurden. Insbesondere bei komplexen Wachstumsfinanzierungen und bei Übernahmen durch das Management eines Unternehmens (MBO = Management Buyout) ist Mezzanine-Kapital ein beliebtes Instrument. Als Geldgeber traten nun Investoren auf, die sich auf ihr privates Beteiligungskapital attraktive Renditen versprachen. Die Investition erfolgt in der Regel langfristig, also für mindestens fünf Jahre, üblich sind sieben bis zehn Jahre. Das Thema war übrigens auch für Kleinanleger nicht uninteressant, denn geschlossene Private Equity Fonds bündelten Gelder, um sie dann Zielfonds, Unternehmern oder für Immobilienprojekte zur Verfügung zu stellen. Den Empfängern des Mezzanine-Kapitals bescherte diese Beteiligungsform gleich doppelten Nutzen: Erstens hatten die Darlehensnehmer direkt frisches Geld zur Verfügung, zweitens führte die steigende Eigenkapitalquote zu einer besseren Bonität, sodass Fremdkapital aus dem klassischen Bankensystem leichter zu bekommen war. Neben den spezialisierten Mezzanine-Gebern haben mittlerweile auch die Großbanken das Geschäftsfeld für sich entdeckt und in ihre Abteilungen für strukturierte Finanzierungen integriert.
Keine Rendite ohne Risiko
Den guten Renditechancen steht ein beträchtliches Risiko bis hin zum Totalverlust gegenüber. Auch hier wird der Charakter der Mezzanine-Finanzierung zwischen voll haftendem Eigenkapital und Fremdkapital deutlich. Einzelheiten ergeben sich aus dem Vertrag. Vom Grundsatz her ist Mezzanine-Kapital aber Haftungssubstanz. Darauf legen auch die Wirtschaftsprüfer großen Wert. Rückzahlungsansprüche werden wie bei Nachrangdarlehen erst befriedigt, wenn alle anderen (Fremdkapital-)Gläubiger ausgezahlt wurden. Im Gegenzug wird neben einer festen Verzinsung üblicherweise eine Form der Erfolgsbeteiligung vereinbart. Das kann ein Zinsbonus sein, aber auch eine Kaufoption auf einen Anteil am Grundkapital des Darlehensnehmers (sogenannter Equity Kicker).
Bild: Bigstockphoto.com / artefacti